Steebschacht bis 2010

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Der Steebschacht bei Wennenden (Kat.-Nr. 7524/120)
bis 2010

Geschichte

Der Steebschacht bei Wennenden war bis in die 1960iger Jahre eine der größten Dolinen auf der Gemarkung Wennenden. Ca. 1964 war im Zuge der Planung für eine Kläranlage eine Einbeziehung der Doline als Regenwasserüberlauf geplant. Bedingt durch die Änderung der gesetzlichen Vorgaben an Kläranlagen, wurde dieses Vorhaben nicht mehr realisiert.

Stattdessen wurde nun die Doline ausgebaggert und in 16 m Tiefe ein Betonfundament eingebracht. Auf dieses Fundament wurden quadratische Betonringe mit einer lichten Weite von 1,1 m bis zur Geländeoberkante gestellt und die Doline ebenerdig aufgefüllt.

Ein Betonrohr mit 30 cm Durchmesser führte in etwa 2 m Tiefe in den Betonschacht und diente nun zur Entwässerung der Dachflächen der angrenzenden Gebäude.


     Der obere, mit Betonringen ausgebaute Teil des Steebschachtes zu Beginn der Arbeiten

 

Entdeckungsgeschichte

In den neunziger Jahren wurde der Schacht bereits durch einige Höhlenforscher geöffnet und in Augenschein genommen. Es erfolgte jedoch keine Vermessung und keine weitere forscherische Bearbeitung des Objektes.

 Zunächst wurde Kontakt mit Herrn Bold (dem damaligen Ortsvorsteher von Seissen) aufgenommen. Nachdem festgestellt wurde, daß es keine aktuelle oder frühere Grabungsgenehmigung gab. Darauf hin wurde eine Grabungsgenehmigung beantragt.

Bei einer ersten Erkundung durch den Höhlenverein Blaubeuren 2009 wurde in einer Teufe von ca. 8 m stehendes Wasser entdeckt. Nach einer kurzen Grabung stellte sich der Boden als äußerst hartnäckig heraus. Der Grund war schnell gefunden. Unter einigen Zentimetern Dreck und Schlamm zeigte sich eine Betonplatte. Als diese durchbohrt wurde, floß das Wasser ab, und die Betonplatte konnte beseitigt werden. Zum Vorschein kamen acht weitere Meter Betonschacht. Am Ende des Betonschachtes waren die Betonfundamente sichtbar. Da das Regenwasser über vierzig Jahre durch den Schacht floß, wurde das Betonfundament so unterspült, daß die Unterseite des Fundamentes sichtbar war. Nach einer Begutachtung durch das Geotechnikbüro Hunthausen war klar, daß hier eine Sanierung des Bauwerkes erfolgen mußte.

 

Sanierung

Zur Erleichterung der Befahrung wurde eine Leiter eingebaut.

     Die Leiter in voller Länge

Da die Tragfähigkeit der Fundamente in Frage gestellt war, wurde mit der Planung der Schachtsanierung begonnen. Hierzu mußte die Unterfütterung der bestehenden Fundamente durch eine Betonplombe erfolgen. Um die Zugänglichkeit und die weitere Forschung zu ermöglichen, wurde ein 4 m langer tonnenlägiger Betonschacht geplant. Durch die Ausführung der Schalung mittels eines Leitplankenschachtes mit einer lichten Weite von 1,4 x 1,4 m und einer Länge von vier Metern, war die Zugänglichkeit gesichert. Zusätzlich konnte durch diese Maßnahme auf eine Betonbühne verzichtet werden und 10 Tonnen Beton eingespart werden.

     Skizze der Sicherungsarbeiten unter dem unterspülten, alten Fundament

Die Hauptarbeit der Sanierung bestand nun in der konstruktiven Umsetzung der Schalung. Diese mußte am unteren Ende auf den anstehenden Fels aufgesetzt und fest verankert werden. Weiterhin mußte die Ausrichtung des Schalung so geschehen, daß sie die etwa vier Meter höher befindlichen Fundamentreste paßgenau erreichte, um einen Abschluß mit den oberen Schachtsegmenten zu bilden.

      Der untere Rahmen des Leitplankenschachtes
 
     Nun ist die Konstruktion schon zu erkennen

Für die Betonierarbeiten wurde ca. 24 Tonnen Beton benötigt. Daher entschieden wir uns die Betonierung in drei Phasen zu unterteilen.

In der ersten Phase wurden die unteren Widerlager des Leitplankenschachtes, der als Schalung dient, geschaffen, ausgerichtet und fixiert. Danach wurde die verlorene Schalung angebracht um eine Abdichtung nach unten zu schaffen. Zusätzlich wurden zwei Leerrohre eingebracht um eine Drainage für zwei Tropfwasserstellen zu schaffen. Zum Schluß wurde der erste Kubikmeter Beton mit Hand eingebracht, um die Schalung zu dichten.

Die zweite Phase diente dazu den Großteil des Betons einzubringen. Zur Einbringung der acht Kubikmeter Beton wurden im Schacht 20 Meter Betonierrohre eingebaut. Da sich Beton nach einigen Metern freien Falls entmischt, wurden mehrere Umwegrohre eingebaut. So wurde mit einem Betonmischer und einer Betonpumpe der Beton eingebracht. Unglücklicherweise hatte wir uns dazu den kältesten Tag des Jahres ausgesucht (-17°C).

     Schweres Gerät im Wintereinsatz
 
     Betonier-Einsatz bei arktischen Temperaturen

In der abschließenden dritten Phase wurde die Schalung bis an das bestehende Fundament fertiggestellt. Sowie der restliche Beton mittels der o. g. Rohre unter Zuhilfenahme von Rüttelflaschen verteilt. Anschließend wurden die Verstärkungsbalken der Schalung entfernt.

 

Raumbeschreibungen

Die ersten 16 Meter des zunächst senkrechten Schachtes bestehen aus quadratischen Betonrohren die auf einem etwa 0,4 Meter starken Fundament stehen. Dort schließt sich ein ebenfalls quadratischer Schacht aus Leitplanken an. Dieser etwa 4 Meter tiefe Schacht ist um etwa 10 Grad geneigt und steht am Hangende an der festen Felswand auf.

Hier öffnet sich eine in westliche Richtung verlaufende, etwa acht Meter tiefe Spalte. Kurz unterhalb der ersten freihängenden Umsteigstelle gelangt man über einen kurzen Schluf zu einer weiteren Abseilstelle. Nach wenigen Metern ändert sich der Höhlencharakter deutlich. Im Gegensatz zu den stark korrodierten Wänden des ersten Schachtes, sind hier die Wandoberflächen glatt. Zudem ist in dem hier von Verbruch geprägten Bereich sehr deutlich eine Ausrichtung mehrerer Spalten in südwestliche Richtung erkennbar. Der Verbruch in einem wiederum in westliche Richtung heraufführenden Gang ist mit tief dunklem Sediment bedeckt, daß auffallend trocken ist. Die nach unten führenden Klüfte dagegen sind wieder - wie auch der Eingangsschacht - auffallend korrodiert.

Durch den Schluf zurück kann man sich wieder weiter in den Hauptschacht abseilen. Nach 15 m Abseilstrecke steht man am Ende des Hauptschachtes auf Verbruch der zum Teil durch die Drainage gebildet ist, die in den letzten vierzig Jahren in den Schacht gerutscht ist.

     Die größte und momentan tiefste Halle des Steebschachtes

Die Decke des Endraumes hat eine Deckenhöhe von ca. 18 Metern. Vom unteren Ende dieser Halle führt ein weiterer Schlot noch einige Meter in die Höhe, bevor er unbefahrbar endet. Einige Meter oberhalb gibt es noch eine kleine Kammer mit ca. zwei Metern Durchmesser deren Boden ebenfalls durch Verbruchblöcke gebildet ist.

     Abseilen in die große Halle

Bei starken Regenfällen fließt das Wasser nach wie vor über die neu sanierten Rohre in den Schacht und wird nun mittels HT-Rohren an den tiefsten Punkt der Höhle geleitet. Dennoch ist von einer Befahrung bei starkem Regen abzuraten, da noch unklar ist, wie der Schacht auf Wasser anspricht.

[Stand 08/2010  Lothar Midden]

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Bärentalhöhle 2008-2010

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Forschungsgeschichte der Bärentalhöhle
(Kat.-Nr. 7623/06) Schelklingen-Hütten
2008-2010

Plan der Bärentalhöhle (PNG, 2500x2500 Pixel)

2008

Dieses Jahr sollte das elfte internationale „Jugend - Höhlenforscher - Lager“ stattfinden. Die Bärentalhöhle wurde in allen Kursen eingebaut. Vermessung, Geologie und Forschungstechniken. Zwei große Gesteinsbrocken, die im Sediment des Grabungsganges eingeschwemmt waren, wurden genutzt, um den Teilnehmern des Zeltlagers die sogenannte „Spaltkeiltechnik“ zu erklären. Das sehr interessante Sedimentprofil an der Grabungsstelle konnte im Geologiekurs analysiert und interpretiert werden. Im Sommer und Herbst 2008 konnten einige Meter weiter gegraben werden. Einige Teilnehmer des Zeltlagers wurden von der Spannung der Grabung angesteckt und so konnte bis zum Beginn des Fledermausschutzes fast jedes Wochenende gegraben werden. Anfang November wurde der hintere aufgegrabene Teil neu vermessen.
Ende November 2008 wird das Forschungsobjekt Bärentalhöhle vom Höhlenverein Blaubeuren übernommen. Im Winter wurde der komplette Höhlenplan von Markus Boldt im Modellierungsprogramm Therion digitalisiert.
 

2009

Im April fand die erste Grabung dieses Jahres statt. Hier bemerkten wir, dass die sehr stark ausgebildete Druckröhre (ca. 60cm hoch) nach oben zieht. Am zweiten Termin konnten wir die Druckröhre weiter nach oben verfolgen. Der Grabungsgang bekam so eine Höhe von 1,70m.
Sehr interessant an dieser Stelle sind die Sedimentstrukturen. Sie zeigen deutlich eine Rinnensedimentation, wie sie in einem Bach entsteht. Im oberen Bereich sind feinkörnige bis lehmige Sande vorhanden, dann folgt ein Horizont mit größeren Gesteinsbruchstücken (Versturz), dem dann wiederum, mehr oder weniger abrupt, stark verfestigte Lehme, mit Mangankrusten folgen.
Diese drei verschiedenen Ablagerungen stellen, so vermuten wir, die Verfüllung von den letzten zwei Eiszeiten dar. Die verfestigte Schicht im unteren Bereich könnte die vorletzte Eiszeit (Riß) widerspiegeln, die lockeren Sedimente über dem Versturzhorizont die letzte Eiszeit (Würm).
Die Decke weist an dieser Stelle des Ganges keine Druckröhre mehr auf, sondern geht in eine flache Decke über. Weitere Grabungen zeigten, dass wir uns nun vermutlich in tektonisch beanspruchten Bereichen der Höhle bewegten (Risse in den anstehenden Höhlenwänden). Die flache Decke zeigte im oberen Bereich einen ca. 2cm hohen Riss, der teilweise mit Lehm, teilweise Luft erfüllt war. Aus dieser kleinen Deckenritze fühlten wir einen mäßig starken, aber kontinuierlichen Luftstrom Richtung Höhlenausgang! Seit Beginn der Grabung 2002 der erste Luftzug! Messungen mit einem gewöhnlichen Anemometer ergaben 2,8m/s bei ca. 25°C Außentemperatur.

Die Decke wurde gesichert, indem die mehr oder weniger lockeren Platten abgenommen wurden. Größere Gesteinsbrocken, die ins Sediment eingebettet waren, wurden mit Elektromeißeln zerkleinert. Bald entstand zwischen Decke und Sedimentfüllung eine lufterfüllte Spalte, die den Blick in einen kleine Kammer preis gab. Die Größe dieser Kammer beläuft sich auf ca. 1m Höhe, 2m Länge und ca. 50cm Breite. Der erste, seit langer Zeit wieder, größere lufterfüllte Raum!

Die Grabungen diesen Herbst zeigten, dass die Kammer im hinteren Bereich wieder bis zur Decke mit Lehm verfüllt ist, da die Decke, an der eine Initialkluft zu erkennen ist, senkrecht nach unten zieht. Aus dem rechten Bereich der Kammer kommt uns der Luftstrom entgegen, immer noch aus einer ca. 0,5cm breiten Ritze zwischen Decke und Sediment. Ein Gesteinsbrocken, der, seiner Form nach zu urteilen, von der Decke vor langer Zeit abgebrochen sein muss, muss nächstes Jahr als erstes entfernt werden. Eine kleine Fransenfledermaus, die sich schon etwas früher zum Schlafen entschlossen hat, lässt uns das Forschungsjahr 2009 in der Bärentalhöhle schon Mitte Oktober beenden.

 

2010

Die Grabungsarbeiten konnten im Jahr 2010 bereits, Dank des neuen Fledermausschutzgesetzes, schon am 3. April starten. Bei diesem Termin konnte erstmals die Höhlen-AG vom Gymnasium Blaubeuren teilnehmen. Wir gruben am hinteren Ende der Kammer weiter und tatsächlich zog hier die hintere rechte Wand bald nach oben.

Entdeckung der  Bachschwinde

Am 10. April nach einem etwa 1m leicht nach oben führenden Schluf öffnete sich uns eine kleine Halle. Wir nannten sie Bachschwinde. Die erste lufterfüllte Halle nach acht Jahren Grabungszeit! Ein kleines Stück mehr für der Bärentalhöhle, aber ein großer Erfolg für uns!

     Butrind Pacoli am Durchschlupf in die "Bachschwinde" am Entdeckungstag

In der Halle, die leicht schräg an eine dicke Mergelbank angelegt ist, befindet sich ein trocken gefallenes Gerinne, dass sich ca. 30cm in das Sediment eingeschnitten hat und in Hallenverlängerung nach hinten versickert. Der Höhlenwind jedoch kam nicht aus dieser Versickerungsstelle, sondern aus einem ca. 10cm offenen Druckröhrenprofil auf der linken Seite der Halle. Noch am gleichen Wochenende gruben Petra und Martina Boldt die Druckröhre nach unten. Schon bald konnten wir durch die sehr eng ausgebildete Druckröhre in eine nächste Halle blicken.

     Martina Boldt in der neu entdeckten Kammer "Bachschwinde"

Entdeckung der Ammonitenkammer

Am 17. April gruben wir innerhalb von 2 Stunden die noch fehlten Zentimeter, um die nächste Halle betreten zu können. Die Halle hat, genauso wie die Halle zuvor, ungefähre Ausmaße von 4m – 2,5m – 2,5m. Am Boden befindet sich ein sehr tief eingeschnittenes Bachbett. Anhand zweier Gesteinsstücke, die vom Höhlenbach transportiert wurden und in einer sogenannten „Dachziegellagerung“ sedimentiert wurden, konnte eine eindeutige Fließrichtung des ehemaligen Höhlenbachs vom Höhleninneren nach Außen (Bachschwinde) bestimmt werden. Die Halle bekam den Namen Ammonitenkammer in der Halle befinden. Am hinteren Ende der Halle zog die Decke wieder nach unten weshalb der Gang wieder auf eine Höhe von ca. 10cm zu sedimentiert war. Nach einer ausführlichen Dokumentation der Ammonitenkammer arbeiteten wir noch am gleichen Tag weiter.

Entdeckung der Abzweigkammer

Wir gruben einen 3m langen Schluf und konnten die nächste Halle erblicken. Mit diesem unglaublichen Ziel vor Augen dauerte es nicht lange und wir konnten durch ein kleines Nadelöhr in die Abzweigkammer schlüpfen. Betritt man die Kammer, steht man auf einen Lehmhügel der dann schnell nach hinten abfällt. Weiter in dieser Kluftrichtung zog eine Druckröhre stark nach unten. Vor dieser Druckröhre jedoch zweigt ca. 90° dazu ein Gang ab. Der Eingang in diesen Gang ist wie ein einladendes Tor ausgebildet. Der Gang hat eine Höhe von 2m. Weiter hinten ist der Gang wieder mit lehm verschlossen. Luftzug konnte hier nicht festgestellt werden. Ein starker Luftzug jedoch kommt aus der Druckröhre, die vorhin beschrieben wurde (5,2m/s bei 28°C Außentemperatur und einem Messquerschnitt von ca.150cm²). Diesen Tag feierten Otto, Lars und Martina bei Pizza und Cola in einer gemütlichen Pizzeria.

Wissenschaft

Eine Peilung ergab, dass sich die Abzweigkammer ziemlich genau in der Talsohle befindet, mit einer Überdeckung von 58 Metern. Bisher verlief der Höhlengang in der Talflanke.
Inzwischen hatten Felix Ziegler und Markus Boldt eine weitere Telemetrieanlage entwickelt, die nun in der Bärentalhöhle eingebaut wurde. Dabei bauten wir in der Umkehrkammer, gemäß der RSHK (Richtlinie zum Schutz des Höhlenklimas) eine Wettertür ein, um zum Beginn der Fledermausschutzzeit die Höhle so vor den starken, kalten und trockenen Winden von außen zu Schützen, die vor unseren Grabungsarbeiten nicht vorhanden waren.

     Telemetriestation in der Bärentalhöhle. Alle halbe Stunde werden Luftdruck, Lufttemperatur,
     Kohlendioxidgehalt und Windgeschwindigkeit gemessen.
     Rechts: Otto Schwabe am Wettertor mit eingebautem Windmesser

Weiter geht’s

Bereits am nächsten Wochenende begannen wir die Druckröhre tiefer zu legen. Die Röhre entpuppte sich als sehr enge Spalte. Weiter unten knickt sie, genauso wie der Abzweiggang oben, nach links ab. Dieser sehr enge und verwinkelte Bereich konnte ungefähr 2m nach hinten verfolgt werden, bis ein Deckenschwert eine weitere Sicht verhinderte. Uns wurde klar, dass die Grabung nun immer schwieriger bzw. aufwändiger werden würde und so beschlossen wir, nun doch oben in der Abzweigkammer im hinteren Teil des Abzweigganges zu graben. Diesmal füllten wir das gegrabene Sediment in Sandsäcke. Der Vorteil dieser Technik ist, dass das gegrabene Sediment in der Höhle mobil bleibt und im Zweifelsfall nach außen transportiert werden kann.
Wir beschlossen, nach einigen Wochen doch wieder dem Luftzug zu folgen und arbeiteten unten weiter.

Der Z-Schluf

Wir brachten passendes Grabungswerkzeug in die Höhle und begannen das Gestein so weit zu bearbeiten um den verwinkelten, ca. 1,3 m hohen Bereich befahren zu können. Das Gestein entpuppte sich als äußerst massiv und so dauerte es doch einige Wochenenden bis wir endlich auch das Deckenschwert entfernen konnten. Dahinter knickte der Gang um gut 90° nach rechts ab und bildete eine runde, leider nur noch ca. 20cm offene Druckröhre aus. Wir legten sie tiefer und konnten schon bald erkennen, dass die Druckröhre am Ende, nach ca. 1,5 Metern durch ein kleines Deckenloch nach oben führt.

     Martina Boldt beim Abstieg in den Z-Schluf

Durch dieses Deckenloch wehte uns der Höhlenwind entgegen, so stark, dass man Tränen in den Augen bekäme, ließe man sie länger offen! Schon bald stießen wir auch durch dieses Deckenloch und kamen in einen sehr kleine Kammer. Hier führt die Druckröhre weiter ca. 1,5 m schräg nach oben und ist mit Gesteinsbruchstücken plombiert. Zwischen diesen Gesteinsbruchstücken sieht man schwarze Spalten ins Leere führen! An dieser Stelle werden wir im April 2011 weiter arbeiten, und wir können es kaum erwarten die nächsten „kleinen Schritte“ zu machen!

Die Bärentalhöhle hat nun aktuell eine Gesamtlänge von 388 Metern.

[Stand: 2010]

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Bärentalhöhle 2011-2015

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Forschungsgeschichte der Bärentalhöhle
(Kat.-Nr. 7623/06) Schelklingen-Hütten
2011-2015

Plan der Bärentalhöhle (PNG, 2500x2500 Pixel)

 2011

Gleich am ersten Wochenende nach der Fledermausschutzzeit begannen wir die Steine zu bearbeiten, die uns eine weiter Sicht ins Unbekannte versperrten. Wir arbeiteten mit Spaltkeilen, um die enge Druckröhre zu verbreitern. Da in dieser engen Röhre der eigene  Herzschlag akustisch extrem verstärkt wird, wurde diese Röhre Aorta getauft.

Entdeckung der Oase

Es benötigte noch 3 Wochenenden, bis wir im April endlich in die nun folgende Halle treten/schlufen konnten. Der Eingang sieht etwas bedrohlich aus, da über dem Eingang drei große Versturzblöcke hängen, die einen hohen Mergelanteil besitzen. Nach längerer Prüfung jedoch sind wir uns einig, dass sie keine große Gefahr darstellen. Man hörte bereits beim Graben, dass es in der Halle stärker tropfte, doch das Erstaunen war groß, als wir uns durch große Pfützen und durch einen kleinen Wasserlauf von der Decke kommend bewegten.
 
Die Halle bekam den Namen Oase und bricht die 400m Marke der Bärentalhöhle, die nun eine Gesamtlänge von 428m aufweist.

Auch in der Oase gibt es wieder Grabungsstellen:

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 2012

Auch 2012 wurde in der Bärentalhöhle wieder gegraben. Doch zuerst mussten nach der Fledermausschutzzeit die Säcke mit Sediment aus der Höhle gebracht werden.
Seit zwei Jahren wird das ergrabene Lehmsediment in Sandsäcke verpackt, einmal im Jahr nach draußen transportiert und auf der Deponie in Justingen entsorgt.
Da die Säcke Ende 2011 nur bis zur Riffhalle gebracht werden konnten, fing die neue Grabungssaison mit dieser großen Gemeinschaftsaktion an.
 
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Nun müssen die Säcke "nur noch" zur Deponie geschafft werden. Dabei hat uns dann Ortsvorsteher Heinz Späth mit seiner Familie sehr geholfen!  

Grabungen 2012:

Oase

Dem Luftzug in der Oase wurde weiter nach gegraben. Im Mergelversturz ging es zunächst weiter nach oben in einen kleinen Raum (vom Niveau her über der Oase gelegen). Während der Luftzug hier in einem engen Deckenspalt verschwindet, wurde beschlossen, hier in Richtung Hauptkluftrichtung nach Nordosten weiter zu graben. Die aktuelle Grabungsstelle in der Oase befindet sich in einem Verbruch aus Mergel der erst mal abgetragen werden muss, um dem Höhlenverlauf Richtung Albhochfläche zu folgen.

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Klaus Sontheim mit der aktuellen Grabungsstelle im Hintergrund

Abzweiggang

Schon 2011 stellte sich heraus, dass der Gang, der in nordwestlicher Richtung von der Abzweigkammer aus steil nach unten führt, ein schönes Druckröhrenprofil an der Decke aufweist und von seiner Struktur her nach dem Hauptgang der Höhle aussieht.
Hier wird im Lehmsediment dieser Druckröhre nach gegraben in der Hoffnung, den Verbruch aus dem die Oase besteht, zu umgehen. Inzwischen wurden schon einige Meter schräg nach unten gegraben und wenn man zurückblickt, kann man sich die Mächtigkeit der Lehmauffüllung gut vorstellen. Die Wände und die Decke des Ganges sind sehr stabil und das Abgraben des Sediments ähnelt der Arbeit im Pilzgang.
Am Ende der Grabungssaison 2012 konnten wir über 400 Säcke mit Lehm aus der Höhle bringen (ca. 3000Kg).

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Im Vordergrund Otto Schwabe (Projektleiter) und im Hintergrund Klaus Sontheimer. Hinter Klaus befindet sich die aktuelle Grabungsstelle im Abzweiggang.

Biologie (Biospeleologische Aufsammlungen) und Feldermauszählung 2011/2012:

Einmal monatlich wurde eine Biotour durchgeführt. In der Fledermausschutzzeit wurden zusätzlich gleichzeitig Fledermauszähl- und Bestimmungstouren in Zusammenarbeit mit AG-Fledermaus durchgeführt.
Wer hierüber und über die Forschungen in 2012 mehr wissen will, liest die entsprechenden Artikel im jeweiligen Karstreport.
 

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Immer wieder anzutreffen
ein Prachtexemplar einer
Meta menardi (Höhlenkreuzspinne)

 

 

 

 [Stand: Dezember 2012]

Otto Schwabe & Martina Boldt (bis 2011)

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Bärentalhöhle bis 2007

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Forschungsgeschichte der Bärentalhöhle
(Kat.-Nr. 7623/06) Schelklingen-Hütten
bis 2007

Plan der Bärentalhöhle (PNG, 2500x2500 Pixel)

Vorgeschichte

Schon im frühen 20. Jahrhundert stellte die Bärentalhöhle ein Forschungsobjekt dar. Johannes Gustav Riek (* 1900 in Stuttgart; † 1. November 1976 in Feldstetten), bis 1965 Inhaber des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte in Tübingen, veranstaltete archäologisch- paläontologische Ausgrabungen in der Bärentalhöhle. Er fand damals mehrere Knochen vom Höhlenbären. Er legte bei seinen Ausgrabungen die ersten 28m der Höhle auf das Niveau tiefer, wie wir es heute vorfinden.
1986 fing ein Grabungsteam unter der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten an, am damaligen Höhlenende (28m) zu graben. Sie merkten damals schnell, dass die Höhle nicht horizontal weiter geht, sondern in einem Kolk (Strudelloch) senkrecht nach unten, der jedoch nach ca. 2m wieder in horizontale Richtung umbiegt, weiter verläuft. Das Grabungsteam grub damals ca. 7m, als sich die erste lufterfüllte Kammer (Hammerkammer) öffnete. Die sich daran anschließenden 300m Höhle konnten nun befahren und dokumentiert werden.
 
Im Gesamten ist die Bärentalhöhle eine typische, kleinräumige Albhöhle. Ursprünglich, vor deren Verlehmung, war die Bärentalhöhle jedoch wesentlich großräumiger! Die letzte, abklingende Eiszeit (Würm) hinterließ in der Höhle eine große Menge an Sediment, die zum Teil die Höhle sogar komplett verstopfte! Das bedeutet, auch wenn man manche Gänge nur auf dem Bauch liegend durchschlufen kann, ist der Gang dort sicherlich einige Meter hoch, nur ist er dort mehrere Meter mit Sediment aufgefüllt worden. Auffällig ist das sich durch die ganze Höhle ziehende Druckröhrenprofil. Die Druckröhre an der Decke des Ganges zeigt den Hauptgang der Höhle an.
1987 begannen wiederum Mitglieder der ArGe Grabenstetten am Höhlenende zu graben, legten den Gang jedoch nur auf eine Höhe von ca. 40cm Höhe frei. Bald wurde die Grabung eingestellt.
 

2002

Damals fingen im frühen Sommer 2002 drei Mitglieder der Jugendgruppe des Landesverbandes für Höhlen und Karstforschung (Tobias Kopp, Philipp Okafor und Martina Boldt) erneut an, am damaligen Höhlenende (ca. 310m) zu graben. Zuerst wurden die ersten 4m, die schon 1987 auf ca. 40cm Höhe aufgegraben wurden auf ca. 1m Höhe erweitert, um besser arbeiten zu können. Dann konnte „ins Neuland“ gegraben werden.
In der Fledermausschutzzeit vom 15. November bis zum 14. April 2002 war Zeit, einen Grabungswagen (Fridolin getauft) zu bauen, der den Abtransport des Sediments einfacher machte.
 

2003

Um die Grabung schneller voran zu treiben, organisierte Martina Boldt im Herbst 2003 einen „Grabungsmarathon“, bei dem 72 Stunden am Stück (Tag und Nacht) gegraben werde sollte. 3 Grabungs-Teams wurden gebildet, die sich alle 8 Stunden ablösten. Schon bald trat ein Problem auf, dass schon bei der Grabung 1987 auftrat: Kohlenstoffdioxid-Anreicherung im stetig nach unten verlaufenden Grabungsgang! Wegen der Lehmfüllung am Ende des Ganges gibt es dort keinen natürlichen Luftzug. Aus diesem Grund kann sich das ausgeatmete CO2 nicht verflüchtigen. Dadurch steigt der CO2 -Wert im Grabungsgang auf einen gefährlich hohen Wert an. Beim Marathon konnten glücklicherweise kurzfristig von Oliver Schöll (Arge Blautopf) Druckluftflaschen ausgeliehen werden, die dann im Grabungsgang stündlich abgelassen wurden. Diese Methode wurde jedoch ausschließlich beim Marathon angewendet, da es nicht ganz ungefährlich ist, Druckluftflaschen durch die engen Schlufe zu transportieren.
 

2004

Da unter normalen Grabungsbedingungen nur ca. 3 Stunden gegraben werden konnte, bis der CO2 -Wert zu stark anstieg, wurde am Ende des Jahres, in der Fledermausschutzzeit, eine „Kohlendioxidabsauganlage“ entwickelt. Sie besteht aus einem Industriestaubsauger, der in der Tropfsteinhalle, der nächst größeren Halle von der Grabungsstelle aus gesehen, aufgestellt wurde. Daran befestigten wir einen 50m langen Schlauch, der bis zur Grabungsstelle führte. Wenn man nun den Staubsauger anschaltete, wurde am tiefsten Punkt des gegrabenen Ganges (Grabungsstelle) CO2 –reiche Luft abgesaugt. Da nun im Gang Luft „fehlte“, floss frische Luft von oben nach, wodurch eine natürliche Luftzirkulation im Grabungsgang entstand. Da zwischen Tropfsteinhalle und Höhleneingang eine Luftzirkulation besteht, kann sich dort die CO2 – reiche Luft verflüchtigen. Diese Technik konnte 2005 in Betrieb genommen werden.
 

2005 - 2007

Aufgrund der neuen Technik der „Kohlendioxidabsauganlage“ hätte nun wieder richtig weiter gegraben werden können. Jedoch waren inzwischen 5 Leute in der Höhle (langer Abtransportweg) und eine Person am Höhleneingang (Strom und Technik Überwachung) nötig. Es fanden sich nur selten genug Leute, um graben zu können.

     Otto Schwabe beim Abtransport des gegrabenen Sediments kurz vor dem sogenannten "Nadelöhr"
 
[Stand: 2007]

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