Vetterhöhle 2007-2012

>>> zur Telemetrie

Forschungsgeschichte der Vetterhöhle 

(Kat.-Nr. 7524/30a)

Plan der Vetterhöhle als PDF-File (DIN A0, Stand: Januar 2015)

Im Dezember 2006 befindet sich das Ende der Höhle im Norden fast genau unter der B28. Dieses Ende ist wieder einmal ein Versturz und es wird wieder einmal gegraben...
Der Erfolg der Grabungsaktion ist ein extrem enger Schluf, aber damit auch eine Umgehung des Versturzes. Das neue Ende der Höhle markiert eine etwa 40m hohe Kluft, der sogenannte "Knöpfchensinterschacht".

     Abseilen in den "Knöpfchensinterschacht"

Eine Peilaktion vom oberen Teil des Schachtes aus zeigte den genauen Oberflächenpunkt zwischen der Sonderbucher Steige und der B28 und brachte die Erkenntnis, dass die Überdeckung an dieser Stelle nur etwa 10-12m beträgt. Daher fiel zu Beginn des Jahres 2008 die Entscheidung, an dieser Stelle erneut von der Oberfläche her zu graben, um einen alternativen Höhlenzugang im hinteren Teil der Vetterhöhle zu schaffen.

2009

Im Juni 2009 erfolgte der Durchbruch im Knöpfchensinterschacht. Nach fast eineinhalb Jahren kontinuierlicher Grabung, wurde der Schacht in ca. 30m Höhe, so wie berechnet, angeschnitten. Kurz zuvor war der Eingangsbereich mit einer Eingangstor und Luftschleuse versiegelt worden, um einen künstlichen Luftaustausch zu verhindern. Hierdurch versucht der HvB eine künstliche Bewetterung und damit einhergehende Änderung des Klimas weitestgehend zu verhindern. Auch am Schacht 1 der Vetterhöhle ist bereits seit Jahren eine Luftschleuse installiert. Vergleiche hierzu die "Richtlinier zum Schutz des Höhlenklimas (RSHK), welche vom HVB in der Delegiertenversammlung des LHK (Landesverband für Höhlen- und Karstforschung BW e.V.) 2010 eingebracht wurde.

Wissenschaft

Inzwischen laufen in der Vetterhöhle auch mehrere wissenschaftliche Projekte:

Geologie: Hier bietet die Vetterhöhle aufgrund ihrer teilweise 40m hohen Hallen einen perfekten Querschnitt durch die Gesteinsschichten der schwäbischen Alb.

     Versteinerter Seeigelstachel, vom Wasser sauber herauspräpariert

Biologie: Die Schnittstelle zwischen aktiver Wasserhöhle und trockenen Höhlenteilen ist der optimale Ort, hochspezialisierte Höhlentiere zu erforschen.

Vermessung: Neben der normalen Vermessung der Höhle (mit Maßband, Kompass und Neigungsmesser) wurden mittels Peilsender und Empfänger alle markanten Punkte der Höhle sozusagen in der Landschaft abgebildet, professionell vermessen und in das öffentliche Vermessungsnetz eingebunden. Dadurch erreicht man eine sehr hohe Genauigkeit der Pläne.

Telemetrie: Halbstündlich ermittelte Messwerte werden drahtlos aus der Höhle auf einen Server in der Schweiz übertragen, wo die Daten Wissenschaftlern zur Verfügung stehen. Weitere Informationen und Telemetriedaten gibt es hier.

2010 - 2012

1. Biologische Aufsammlungen:

Jeden Monat wurden seit 2006 mit noch offenem Ende unter der Leitung von Petra Boldt biologische Aufsammlungen in der Vetterhöhle gemacht. Die Aufsammlungen im Bereich des Drachfelsganges fanden unter der Leitung von Robert Eckardt statt. Genaue Informationen zu den Aufsammlungsorten sind im Karstreport 2012 anhand von Höhlenplänen zu sehen. Genauso Fotos und Beschreibungen von in der Vetterhöhle lebenden Tieren.

200906060019-mod
     Petra Boldt und Robert Eckardt im Drachenfals bei der Nahme einer mikrobiologischen Probe

2. Fledermauskartierung

In den Wintermonaten wurden jeden Monat in Zusammenhang mit den biologischen Aufsammlungen auch Fledermauskartierungen durchgeführt. Sie wurden unter der Leitung von Dieter Hoffman, Arge Fledermausschutz, durchgeführt.
Die Ergebnisse vom Winter 2009 / 2010 sind im Heft Speläo-Südwest (Heft 2 der höhlenkundlichen Veröffentlichungen des Höhlenvereins Blaubeuren) veröffentlicht und die Ergebnisse vom Winter 2011/ 2012 werden im Karstreport 2013 dargestellt.


     Großes Mausohr im Oktober 2010 im Palast der Winde

3. Es wurden jedes Jahr mehrere Vermessungstouren durchgeführt.

3.1.
Im Nordgang war ein Verbindungsschacht in den Wolkenschlossgang gefunden worden, der sich nach oben in einem Schlot fortsetzte. Nachdem dieser Schlot erklettert war, kam man bereits nach wenigen Metern auf einem kleinen Balkon, der einen Ausblick wieder in den Nordgang ermöglichte.

3.2.
Im Wolkenschlossgang war schon seit Längerem ein kleiner Abzweig bekannt, der in Richtung Nordgang zog. Auf dem Plan war dieser Abzweig bereits angedeutet, aber nicht zu Ende vermessen und dokumentiert. Anhand der Vermessung konnten wir nun auch genau feststellen, an welcher Stelle der Gang in den Nordgang führen würde, würde man eine Lehmbarriere durchgraben. Wegen der einzigartigen Schönheit dieses Ganges wird aber eine Grabung ausgeschlossen. Auch von Seiten des Nordgangs ist die Stelle der Verbindung eindeutig in einer Kluft zu sehen.

3.3.
Ein kleiner Verbindungsgang vom Wolkenschlossgang zum Vorsee im Wolkenschloss war auch schon länger bekannt, aber noch nicht vermessen. Dieser Gang führt zuerst steil hinauf um dann plötzlich in einen Schacht abzufallen. Vom Vorsee des Wolkenschlosses kann man bequem mit dem Boot an den Schachtgrund gelangen. Es handelt sich hier vermessungstechnisch um einen Rundzug.

3.4. Vermessung des hinteren Drachfelsganges
Am Ende des hinteren Drachfelsganges warteten auch noch ein paar Meter Höhle auf ihre Vermessung. Am Ende kam sogar ein Rundzug zusammen und diese Stelle, die genau auf die Glasfelsenhöhle zuläuft, ist noch nicht ganz fertig vermessen, weil in diesem sehr schönen, aber engen Höhlenbereich die Vermessung, selbst mit den modernen DistoX-Vermessungsgeräten, seine Zeit benötigt.

4. Forschungstouren

Systematisch haben wir die Vetterhöhle abgesucht, um noch nicht vermessene Höhlengänge festzuhalten. Dabei sind wir auf mehrere noch nicht befahrene Gänge gestoßen.
Die weitere Erforschung und Vermessung dieser Gänge wird Aufgabe in 2013 sein.
Es wurden 2 weitere, interessante Stellen für eine Grabung entdeckt. Damit wären 3 Grabungsstellen in der Vetterhöhle zur Zeit auf der „Arbeitsliste“
Die Grabungsstelle in der HGH in Richtung Westen, eine Grabungsstelle im Nordgang in Richtung Westen und eine Grabungsstelle im Drachenfelsgang in Richtung Nordosten.

5. 3D-Scan

Teile der Vetterhöhle wurden mit einem 3D-Scanner aufgenommen. Dazu musste der Scanner selbst, gut in einem Pelikoffer verpackt, einschließlich Akku und Ladegerät in die Höhle verfrachtet werden. Das 30.000 Euro teure Gerät musste dabei wie ein rohes Ei behandelt werden, was natürlich unter den Bedingungen einer Höhlenbefahrung nicht gerade einfach ist. Dazu gehörte natürlich ein stabiles Stativ zur Aufstellung des Scanners und ein Koffer mit den nötigen Referenzzielen. Vermessungsgerät, um die jeweiligen Aufstellorte an den Polygonzug anbinden zu können, war ebenfalls im Gepäck der Forscher. Zur Dokumentation der sicherlich seltenen Aktion wurden Kameras und ausreichend Blitzgeräte in die Höhle geschafft. Alles in allem wurde mit 21 Aufstellungen die Walhalla und der Nordgang bis kurz hinter die Abzweighalle gescannt
Ein Bericht mit vielen Bildern ist im Karstreport 2012 nachzulesen!

Default Project 2.1 Scan 04
     Eine Scanaufnahme aus der Walhalla (links der Beginn des vorderen Landweges)

Scanarbeiten-Walhalla
     Aufstellung des Scanners im Beginn des Nordganges. Die weißen "Kugeln" sind die Referenzen, um die einzelnen Scans aneinander zu reihen. .

6. Erstellung eines neuen Zugangsschachtes in die Vetterhöhle, Teil 1

Verbaut wurde der Entdeckerschacht wegen der leichten und kostenlosen Verfügbarkeit mit Baumstämmen aus Nadelholz aus der direkten Umgebung der Grabungsstelle. Die ältesten Teile des Entdeckungsschachtes stammen von 2002. In den Jahren haben wir zwar immer wieder die Holzqualität geprüft, um sicher zu sein, dass die Schachtkonstruktion noch hält. Deshalb hatten wir uns schon im Jahr 2011 überlegt, wie nach Ablauf der Lebensdauer des Holzverbaus der Zugang zur Vetterhöhle sichergestellt werden könnte.
Als Alternativen standen zur Diskussion: Sanieren des ursprünglichen Schachtes oder Neubau.
Die Planung der Sanierung zeigte schnell die Probleme auf. Die komplexe Schachtführung hätte die Statik sehr unübersichtlich gemacht. Außerdem ist es immer unschön, wenn man eine Abstützung und einen Verbau aus Platzgründen erst entfernen muss, um sie neu zu bauen.
Daher kam schon früh Plan B zum Einsatz: Neubau.
Ein Abgleich der Lage der Höhle mit den oberirdischen Gegebenheiten führte schnell zu der Idee, den neuen Schacht auf dem Grundstück eines Anwohners und Förderers in beziehungsweise neben die Herbert-Griesinger-Halle abzuteufen.
Der genaue Ort wurde mittels geologischer Untersuchung der HGH bestimmt. Um die Decke der Halle nicht zu schwächen, sollte der Schacht direkt neben der Höhlenwand ankommen und über einen Durchgang den Zugang ermöglichen. Mittels Hochfrequenz-Peilung wurde der Ort mit der Oberfläche abgeglichen und es konnte die optimale Lage auf der Mitte des Zufahrtsweges des Grundstücks bestimmt werden. Nun fehlte nur noch der Schacht.

201104300022-HGH-Grabung-Pe
Im Hintergrund die Grabungsstelle in der HGH, vorne rechts der Sender zur Peilung des ersten Bohrloches
201104300048-HGH-Grabung-60
(vlnr) Petra Boldt, Dr. Claudio Filomena, Holger Döhmann bei der Begutachtung der Deckenstrukturen in der HGH
201104300073-HGH-Grabung-Pe
Vermessung des Peilpunktes mit dem DistoX
201104300108-Peilen-HGH-Gra
Knut Brenndörfer peilt bzw. überprüft die Peilung für das erste Bohrloch an der Oberfläche

Da eine große Bohrung aus finanziellen Gründen und wegen der Unmöglichkeit der Zufahrt eines über 100 Tonnen schweren Bohrgerätes nicht infrage kam, wurde einigen Diskussionen der Plan entwickelt, mittels 100mm Bohrungen mit einem kleineren Bohrgerät einen Kreis aus 18 Löchern mit weiteren Schwächungsbohrungen in der Mitte bis zu einer Tiefe von 22m zu realisieren.
Zuvor haben wir uns natürlich die nötigen Genehmigungen besorgt und mit dem Grundstückseigentümer per Notar die rechtlichen Fragen geklärt und in einem entsprechenden Vertrag fixiert. Unser Mitglied Dr. Claudio Filomena hat für die Genehmigung ein Gutachten erstellt, in dem die Standfestigkeit der Herbert-Griesinger-Halle beurteilt wird.
Nun konnte es losgehen, aber es passierte erst einmal - nichts.
Durch die politischen Verschiebungen bei der Landtagswahl waren plötzlich Geothermiebohrungen voll angesagt und die Unternehmen mit kleineren Bohrgeräten komplett ausgebucht.
Aber im Mai 2012 ging es dann los, das Bohrgerät plus LKW mit riesigem Kompressor arbeitete sich den schmalen Weg zur Höhle hinauf.

     Anfahrt zur Höhle


     Das "Kleinbohrgerät" bei der Arbeit

Unter Mithilfe einiger Vereinsmitglieder wurde eine Bohrung nach der anderen abgeteuft. Dabei musste für jede Bohrung das Gestänge mit dem Bohrkopf aus 11 Stück 2m-Segmenten zusammengesetzt und beim Ausfahren wieder zerlegt werden.
Zuerst wurde die Bohrung Richtung Herbert-Griesinger-Halle ausgeführt, um die Peilung zu überprüfen. Die Bohrung erschien bei 20m Tiefe exakt an der vorgesehenen Stelle in der Wand der HGH.
Die weiteren Bohrungen waren bei anfangs schönem Wetter eine schweißtreibende und auch ereignisreiche Arbeit, da der Untergrund sich doch geologisch als recht schwierig erwies. Insgesamt drei Bohrköpfe wurden durch Spalten im Gestein abgeschert und konnten erst im Zuge der Grabung des Schachtes wieder geborgen werden.

Nachdem nun durch die Bohrungen die Richtung für den Schacht vorgegeben und das Gestein deutlich geschwächt worden war (so der Plan), musste jetzt noch das Kellergeschoss angelegt werden. Dieses ist ein Raum um den Schachteinstieg herum zur Aufnahme der Technik.
Mittels Bagger hob Herr Brix das dafür nötige Loch aus. Die Grundplatte mit dem Ausschnitt für den vorgesehenen Schacht wurde mit Stahl armiert und mit Beton ausgegossen.

     Die fertige Armierung, jetzt fehlt nur noch der Beton für die Grundplatte

Dabei wurden die ersten Erfahrungen gesammelt, wie man einem großen Betonmischer die Zufahrt zur Höhle ermöglicht. Es sollten später noch etliche Fuhren Beton plus Betonpumpe benötigt werden.
Während des JuhöFola 2012 im August wurden dann die Grabungsarbeiten begonnen.

     Die ersten 50cm des Schachtes ...

Nach dem Lager wurde durch Urlaubsaktivitäten nicht mehr viel am neuen Schacht gearbeitet. Und dann, Ende September, kam eine Diskussion im Verein auf, ob wir denn überhaupt über den Häuptern der Fledermäuse, welche sich unter Umständen in der HGH befinden, mit unseren Abbruchhämmern so viel Lärm machen dürfen. Daher wurden die Arbeiten für das Jahr eingestellt.
Bei der im Winter erfolgten Fledermauszählung stellte sich heraus, dass während des Winters keine Fledermäuse in der HGH zu finden waren.

Fortsetzung Teil 2 unter: Vetterhöhle 2013-2015

7. Paläontologie in der Vetterhöhle

Die Vetterhöhle kann mit einem eiszeitlichen Fund aufwarten. Ein von Martina Boldt entdecktes Schädelfragment stellte sich in Untersuchungen von Thomas Rathgeber und Achim Lehmkuhl als eiszeitlicher Fund eines Steppenbisons aus dem Jungpleistozän (vor 12 000 bis 126 000 Jahren) heraus. Das Fragment wurde vermutlich eingeschwemmt und nicht von Menschen in die Höhle gebracht. In der Gangfüllung der „Umgehung“, wo dieses Stück gefunden wurde, wären vermutlich noch mehr Funde zu machen. Ein Bericht mit Bildern ist im Karstreport 2011 zu finden.

8. Hochwasserbeobachtungen und Telemetrie

Im Zeitraum 2010 – 2012 gab es 2 kräftige Hochwasserereignisse, die wir in der Vetterhöhle dokumentiert haben. Besonders eindrucksvoll erschien den Forschern die Geräuschkulisse vor allem in der Abzweighalle, aber auch die starke Strömung im Wolkenschloss, als der Wasserstand es zuließ, wieder dort mit dem Boot hinzugelangen.
Im Karstreport 2011 ist eine erste Auswertung der Telemetriedaten dazu nachzulesen.
Auch wurde die Telemetrie erweitert: Es gibt eine Wetterstation in der Nähe der Höhle, die die Daten für die Temperatur der Außenluft, den Luftdruck (absolut) und Regenereignisse in mm/h bzw. mm seit 0:00 Uhr des jeweiligen Tages anzeigt. Wir haben lange daran "gebastelt", aber nun ist unser Vorhaben Wirklichkeit geworden. Im Karstreport 2013 wird es einen Bericht darüber geben.

Abzweighalle 01-Ausschnitt-
    Abzweighalle weitestgehend trocken
IMG 1641-kl
    Abzweighalle "geflutet" (Januar 2011)

2011.01-Telemetrie-01-11
   Hochwasseraufzeichnung im Januar 2011 


   Hochwasser durch Sommerregen und Gewitter Ende Juli 2017

 

9. Foto- und Filmarbeiten

Es wurden im Berichtszeitraum mehrere Fototouren, sowohl für die Erstellung des jeweiligen Höhlenkalenders, sowie auch zur Dokumentation durchgeführt. Auch unterstützen wir die Dreharbeiten für den Film „Höhlenwelt Blautopf – Neue Wege ins kalte Herz der Alb“

Die Projektleitung wurde ab 2012 von Petra Boldt übernommen.

[Stand: Februar 2018]

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Vetterhöhle 2013-2015

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Forschungsgeschichte der Vetterhöhle  (Kat.-Nr. 7524/30a)

2013-2015

Plan der Vetterhöhle als PDF-File (DIN A0, Stand: Januar 2015)

1. Erstellung eines neuen Zugangsschachtes in die Vetterhöhle, Teil 2

Schacht III   2013:
In diesem Jaht gab es viel Arbeit am Schacht III aber erschreckend geringen Fortschritt in der erreichten Tiefe. Dieses lag an den geologischen Gegebenheiten und auch am Werkzeug.
Die ersten zwei Meter, die in 2012 noch begonnen wurden, waren vergleichsweise oberflächennah und deshalb soweit verwittert, dass ein Fortkommen in die Tiefe mit den entsprechenden elektrischen Abbruchhämmern schnell von statten ging. Je tiefer wir kamen, desto „weißer“ wurde der Kalk. Was bedeutet, dass er auch härter und kompakter wurde.
Wir hatten uns schon bisher von relativ leichtem Gerät zu den größten, verfügbaren elektrischen Schlaghämmern vorgearbeitet. Nun mußte der Tatsache ins Auge gesehen werden, dass es elektrisch nicht mehr weiter geht.

     Arbeit mit dem elektrischen Abbruchhammer

Ein Presslufthammer musste her. Aber wie der Name schon sagt, wird dieser mit Pressluft betrieben und zum Betrieb benötigt man einen Kompressor, der schon einige 100 Liter pro Minute bringen muss. Diese Geräte kann man nun nicht an jeder Ecke für das Geld kaufen, was sich ein Verein leisten kann. Die Bauunternehmer in und um Blaubeuren hätten uns zwar jeweils am Wochenende einen Baukompressor geliehen, aber den hätten wir jeweils auch holen und wieder bringen müssen, was logistisch nicht so einfach zu bewerkstelligen gewesen wäre. Also schauten wir nach preiswerten Angeboten. Die großen, preiswerten Geräte waren in jämmerlichem Zustand und ein brauchbarer Kompressor ist ziemlich teuer.
Da kam zum Glück der Zufall zu Hilfe: Ein langjähriger Arbeitskollege von Markus hatte einen alten, großen Baukompressor im Garten stehen. Dieser war allerdings seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gelaufen, konnte aber mit Hilfe eines älteren KFZ-Meisters "wiedererweckt" werden. Nach einer Druckbehälter-Prüfung wurde das Gerät zur Vetterhöhle geschafft.
Die für die Arbeiten nötigen Presslufthämmer, Meißel und Schläuche konnten wir als Dauerleihgabe beim Zementwerk der Heidelberger Cement AG in Schelklingen „abgreifen“. Also, es gab nichts umsonst, aber vieles kostenlos, so dass wir dann endlich ab Ende April am Schacht wieder angreifen konnten. Fast jedes Wochenende wurde nun gearbeitet.

Das Kellergeschoss wird gesetzt
Schon seit Monaten lagen die Fertigteile für das Kellergeschoss bei der Fa. Blautal in Blaubeuren auf dem Hof. Nun sollte der Keller auch gesetzt werden, da die Wände der Baugrube schon Erosionserscheinungen zeigten. Das musste an einem Freitag geschehen, weil das Baugeschäft am Samstag nicht arbeitet. Tags zuvor mussten noch einige Vorarbeiten getroffen werden, wie den Pressluftschlauch wegräumen, die Bodenplatte von Schmutz befreien, die Leiter im Schacht versetzen und den Weg vom Tor bis zur „Baustelle“ soweit herrichten, dass der Bagger voraussichtlich fahren kann.
Um ca. 8:00 Uhr kam dann auch die Fa. Blautal mit Bagger, großem LKW und zwei Mitarbeitern.

     Das erste Keller-Segment
 
Nachdem die drei ersten Elemente gesetzt waren, wurden das letzte Element und das Dach in einer zweiten Fuhre geholt und der Kellerraum fertiggestellt.

     Nun fehlt nur noch der Deckel
    

     Der Deckel des Kellergeschosses
 
Alles in allem dauerte die Aktion einschließlich Auffüllen und Einebnen des Geländes um den Schacht bis gegen 13:00 Uhr. Bis auf kurze Stresssituationen, bei denen z.B. der Bagger durch das hängende Gewicht von 1,6to eines Kastenelementes den “Hintern” lupfte, ging das Unternehmen einigermaßen gemütlich von statten.

Schacht III   2014:
Aber selbst mit Presslufthammer war das Fortkommen nur ca. 0,4-0,6m pro Wochenende. Da die selbsternannte Profimannschaft im Verein 1m pro Tag locker für machbar hielt, durften sie sich ein Wochenende lang austoben. Die Tiefe von 1m wurde zwar erreicht, jedoch sehr auf Kosten des Durchmessers.
Sehr positiv gewürdigt wurde das Absauggerät (Karstblower one). Eine echte Errungenschaft, die wir in Folge der Grabung nicht mehr missen möchten.

     Arbeit mit dem Presslufthammer

Da selbst mit großem Einsatz und professionellem Presslufthammer die Sache immer mühsamer wurde, dachten wir über die weitere Erhöhung der Schlagenergie nach.
Ein Schlag mit sehr hoher Energie, also Sprengen, könnte weiterhelfen.
Die Hürden hierzu sind in Deutschland aber recht hoch, nicht jeder darf ohne größenen vorangehenden Papierkrieg mit Sprengstoff arbeiten.
Um trotzdem voran zu kommen, wurden zwei Kollegen gefragt, die schon häufig mit Quellzement gearbeitet haben.
Für einen Versuch wurden mehrere 20mm-Löcher bis zu 1m tief gebohrt. Anschließend wurde der zuvor in einem kleinen Eimer frisch angerührte Quellzement relativ flüssig in die Bohrlöcher gefüllt. Nun hieß es warten. Bei den dort unten herrschenden ca. 10°C benötigt der Quellzement schon einige Tage bis er seine volle Kraft entfaltet. Am darauffolgenden Wochenende schauten wir nach, was der Quellzement so gearbeitet hatte. Das sah schon gut aus, aber wir mussten noch eine ganze Woche warten, bis wirklich relevante Felsteile gelöst waren. Die Gesteinsablösung funktionierte mit dieser Technik eigentlich ziemlich gut und war auch letztendlich einigermaßen bequem. Nur dauerte es eben bei der Temperatur 14 Tage, bis der Zement ausreichende Wirkung gezeigt hatte. 
So hätten wir mit dieser Technik nur zwei Grabungstermine pro Monat machen können. Zusätzlich ist dieser Quellzement relativ teuer und der Erfolg ist manchmal auch zweifelhaft. Es wurde noch ein Versuch gestartet, der aber weniger erfolgreich war.

Sprengen mit richtigem Sprengstoff?
Also drängte sich immer mehr die Idee auf, mit richtigem Sprengstoff zu arbeiten. Um das überhaupt zu realisieren, brauchten wir also ein Sprengunternehmen. Was lag also näher, “unseren” Bohrunternehmer zu fragen, ob er uns die nötigen Sprengungen machen könnte. Er hat dann großzügiger Weise den Sprengstoff gestiftet und uns einen Sprengmeister zur Seite gestellt. Anfangs wurden noch die nötigen Bohrlöcher mit mit einer geliehenen Maschine gebohrt, die aber nur an den Wochenenden zur Verfügung stand und jedes mal abgeholt und zurückgefahren werden musste. Also haben wir uns entschlossen, eine eigene Pressluft-Bohrmaschine auf dem Gebrauchtmarkt zu erwerben.
Und so war dann der Ablauf: Am Ende des Wochenendes einige Löcher in den Boden des Schachtes bohren, irgendwann in der Woche sprengen und am nächsten Wochenende das gelöste Gestein aus dem Schacht holen. Hört sich einfach an. Ist es auch, wenn die Terminierung immer klappen würde.

     Die Abdeckbretter werden durch die Sprengung angehoben
 
Bis Ende August konnten wir dann auch mit Hilfe einiger Teilnehmer des JuHöFoLa 2014 eine Gesamttiefe von knapp 14m erreichen.
Eines wollten wir noch genau wissen. Wieviele Meter müssen wir noch wirklich runter, bevor wir die Herbert-Griesinger-Halle erreichen?
Diesmal wurde sozusagen “falsch herum” gepeilt. Der Sender wurde in den neuen Schacht am Schachtgrund gestellt und der Empfänger wanderte in die Herbert-Griesinger-Halle. In der Halle suchten wir dann den “Ground Zero”, also der Punkt, wo der Sender genau darüber ist. Dadurch, dass die Wand an dieser Stelle am Boden der Halle zurück geht, konnte das exakt erfolgen. Nun wurde in Abständen von einem Meter jeweils der Winkel der Antenne genau ermittelt. Mit diesen Daten konnte Knut dann errechnen, dass wir noch 7,5 Meter im Schacht nach unten müssen, bis wir mit einem kurzen seitlichen Stich in die  Herbert-Griesinger-Halle weitergraben können. In der Halle wird es dann an der Wand noch einen Abstieg von etwa 5 Meter geben.

Schacht III   2015:
Eine wesentliche Erleichterung der Arbeit ergab sich am Schacht durch den Einbau einer professionelle Winde. Nun konnte man mit nur drei Personen noch effizienter arbeiten. Einen Wermutstropfen gab es natürlich – jetzt war uns klar, was die Energie, welche zuvor mit Muskelkraft erzeugt wurde, eigentlich kostet. Da gingen nun locker am Wochenende 30 Euro in Form von Benzin durch den Vergaser.
Zur Stromversorgung kam eines der 2kW-Aggregate des Vereins zum Einsatz. Dabei stellte sich wieder einmal heraus, dass billig selten gut ist. Nachdem auch das zweite, baugleiche Aggregat unbrauchbar geworden war, wurde in einen soliden 6kW-Stromerzeuger mit Elektrostarter investiert.
So nebenbei musste auch noch das Dach des Bauwagens, der als Aufenthalts- und Lagerraum diente, erneuert werden. Auch der für den Presslufthammer und Druckluft-Bohrer verwendete, große Kompressor benötigte kontinuierliche Zuwendung. Neben normalen Wartungsarbeiten musste ein Reifen ersetzt werden, weil ein unangenehmer Zeitgenosse anscheinend meinte, die Arbeiten durch Zerstechen des Reifens unterstützen zu müssen.
Ein sehr positiver Aspekt der Arbeiten war die Unterstützung durch vereinsfremde Helfer und vor allem durch Mitglieder der Höhlenrettung BW.
Trotz der Sprengungen blieb immer noch viel solides Gestein zur manuellen Bearbeitung übrig. Außerdem mussten nun die Sprengbohrungen gesetzt werden, was trotz Absauganlage nur mit Atemschutzmaske möglich war.

     Verdiente Pause

Der Hochtransport des Grabungsmaterials brachte sogar die professionelle Winde an die Grenze. Nach Umbau der Absauganlage wurde sie mit 10°C kalter Höhlenluft gekühlt, was eine Abschaltung wegen Übertemperatur verhinderte.

     Winde mit zusätzlicher Luftkühlung

Als bei den Arbeiten eines der ursprünglich als Kranz gesetzten Bohrlöcher in Richtung Herbert-Griesinger-Halle frei wurde, ergab sich die Gelegenheit, die Peilung und Tiefe zu überprüfen. Dabei wurde verifiziert, dass die Peilung nur wenige Zentimeter Abweichung hatte und die noch zu grabende Tiefe etwa 4m betrug, um einen 2m Überlapp zur HGH für den Durchgang zu haben. Das entsprach voll unserer Planung und den aus der Vermessung und Peilung gewonnenen Daten.

Ein ausführlicher Bericht über die gesamten Schacht III-Aktivitäten von Markus Boldt ist im Karstreport 2014/2015 und Karstreport 2016/2017 nachzulesen.

Fortsetzung Teil 3 unter: Vetterhöhle 2016-2018

2. Biologie:


Die biologischen Aufsammlungen in der Vetterhöhle wurden unter Leitung von Petra Boldt weitergeführt.  Die Fallen wurden nun in den Nordgang versetzt, da wir dort immer wieder die meisten Tiere beobachtet hatten.

Im Bereich Wolkenschlossgang wurden Schwimmfallen und Unterwasserfallen eingesetzt, was uns nun auch eine Menge Niphargen  einbrachte.

Eine Auswertung der biologischen Aufsammlungen in der Vetterhöhle bis 2014 wurde im Karstreport 2014/15 von Petra Boldt, Markus Boldt und Reinhard Koch veröffentlicht.
Hierbei wurden auch erstmals die Daten der Telemetrie  in Bezug auf die Häufigkeit der Höhlentiere gesetzt.
2015 wurde im „Klein Ebrö“ dem südlichsten Teil der Höhle ein Screening der Fauna durchgeführt.  Allerdings ist dieser Bereich auch in den höher gelegenen Teilen hochwassergefährdet und die Fallen wurden weggespült oder wir konnten sie wochenlang nicht erreichen.
Auch die Fledermauszählungen wurden in den Wintermonaten von Dieter Hoffmann, Arge Fledermausschutz, weitergeführt. Auch hierzu gibt es Berichte im Karstreport 2013 und 2014/15.

3. Grabungen:

Nachdem der Drachenfelsgang im Versturz nach Norden bei mehreren Touren systematisch nach einem Durchkommen abgesucht worden ist, kam man zu dem Schluss, dass es nur im obersten Bereich des Versturzes eine Möglichkeit gibt.
Markus Boldt hat schon vor Längerem eine  Stelle entdeckt, die aussichtsreich aussah, aber es mussten noch größere Steine entfernt werden.
2014 erfolgte dann bei einer gemeinsamen Tour mit der OHG (Ostschweizer Gesellschaft für Höhlenforschung) der Durchbruch durch den Versturz.
Durch eine extreme Engstelle im Versturz kommt man in einen großen Raum mit vielen nach oben führenden Spalten.  Dieser Teil bekam den Namen Emmental.  Nach dem Emmental folgen Ab- und Aufstiege, zurzeit endet der Höhlenbereich in einem Schlot, der hoch genagelt wurde – leider ohne Erfolg. Es gibt aber mehrere Stellen im Emmental und in der Lehmspalte, wo man durch Grabung eventuell weiter kommen könnte.

     Einstieg ins Emmental von der Drachenfelsseite aus


     Einstieg ins Emmental vom Emmental aus


     Blick im Emmental Richtung Abstieg


     Abstieg vom Emmental in die Lehmkluft

Im Bereich Ying und Yang wurden zwei kleine Schächte untersucht, die Vermessung steht noch aus.

4. Vermessung:

Im Übergangsbereich zwischen Walhalla und Nordgang  führt ein kleiner Gang in Richtung Palast der Winde. Im Kellergeschoss des Palastes der Winde führen Spalten auf diesen Gang zu. Es wurde von beiden Seiten eine Vermessung durchgeführt. Beide Gänge sind von der Richtung nur wenige Meter voneinander entfernt. Der Höhenunterschied beträgt allerdings fast 20m. So ist ein Zusammenführen der Gänge durch Grabung  nicht machbar und auch nicht sinnvoll.

     Einstieg in den Gang Nordgangversturz Richtung Palast der Winde


     Bei der Vermessung im Nordgangversturz Richtung Palast der Winde


    Vermessung: Keller des Palastes der Winde in Schutzkleidung, um die weißen Tropfsteine nicht zu beschmutzen


5. Telemetrie:

Im Zeitraum wurde die Firmware in den CaveLinks auf den neuesten Stand gebracht. Dadurch konnte der Stromverbrauch der Messstelle in der Abzweighalle und im Wolkenschloss ein gutes Stück verringert werden.

Das CaveLink im Nordgang, welches die beiden vorgenannten Messtellen steuert und loggt, musste ausgetauscht werden, weil wir beim Einbau des Gerätes vergessen hatten, den Li-Akku im Gerät auszubauen, denn die Geräte werden ja normalerweise extern durch Blei-Akkus versorgt.
Der interne Akku hat das zwar 6 Jahre mitgemacht, hat sich aber dann im Sommer 2015 im Gehäuse "verdoppelt", was zur Folge hatte, dass die Elektronik des CaveLink Schaden genommen hat. Dummer Benutzerfehler….. (siehe Bild)

Draußen auf dem "Operationstisch" in der Werkstatt stellte sich  dann heraus, dass nur die Sicherung auf der Stromversorgungsplatine defekt war. Die wurde ersetzt und das Gerät bei einer späteren Gelegenheit wieder im Nordgang installiert.

[Stand: Februar 2018]

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Vetterhöhle Fotoalbum

>>> zur Telemetrie

Forschungsgeschichte der Vetterhöhle  (Kat.-Nr. 7524/30a)

Fotoalbum

Plan der Vetterhöhle als PDF-File (DIN A0, Stand: Januar 2015)


Bilder aus der Vetterhöhle

     Ausblick in die große Halle der Vetterhöhle ("Walhalla")
 
     "Nordgang"-Panorama, im rechten Teil die schmale Fortsetzung
 

     "Abzweighalle"-Panorama, rechts geht es zum "Wolkenschloss", links die Fortsetzung des Nordgangs
 
     "Sinterschluf", Ende Nordgang
 
     "Drachenfelsgang"
 
      Die trockene Verbindung zur Blautopfhöhle ("Wolkenschloss")


     Der obere Teil des inzwischen historische Entdeckerschachtes.
     Er wurde 2017 durch den neu erstellten Schacht III ersetzt.


     Der untere Teil des inzwischen historische Entdeckerschachtes.
     Er wurde 2017 durch den neu erstellten Schacht III ersetzt.


     Schacht III: Höhleneingang ab 2017

[Stand: Feb.2020]

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Vetterhöhle 2016-2018

>>> zur Telemetrie

Forschungsgeschichte der Vetterhöhle (Kat.-Nr. 7524/30a)

2016-2018

Erstellung eines neuen Zugangsschachtes in die Vetterhöhle, Teil 3

Schacht III   2016:

Im Frühjahr 2016 war es endlich soweit: Nun musste noch der eigentliche, mannshohe Durchbruch in die Herbert-Griesinger-Halle gemacht werden, was wegen der Härte des Gesteins dann doch noch zwei volle Wochenenden Arbeit kostete.
Es war schon ein erhebendes Gefühl nach 4 Jahren Arbeit am Grund des Schachtes zu stehen und den ersten Blick in die HGH zu werfen.
„Nach so viel Arbeit!“
Aber fertig ist der Schacht noch lange nicht.
Als Erstes musste der Schachtboden und der Durchgang zur HGH einen ordentlichen Boden bekommen.

   Schachtboden    Schalung im Durchgang zur HGH


Dazu wurden 600 Liter Beton von Hand angemischt und zum Grund des Schachtes abgelassen. Das hört sich jetzt einfach und schnell zu machen an. Aber zuvor musste eine Schalung zur HGH am Seil hängend gebaut werden. Dann musste der Boden mit Baustahl versehen und die Wände des Durchgangs selbst auch bereits mit Baustahl ausgekleidet werden. Allein diese Arbeit kostete gut ein Wochenende. Der Bau der Schalung für diesen Durchgang ging da noch verhältnismäßig schnell. Aber dann war es soweit geschafft und das erste Stahlrohr mit einem Durchmesser von 1100mm konnte in den Schacht abgelassen werden.

Mit einem Verbindungsstück für diese Rohre hatten wir bereits letztes Jahr überprüft, ob der Schacht überall auch den nötigen Durchmesser in der Senkrechten aufwies. Das war natürlich nicht der Fall. Hier und da hatten wir auf der Strecke von 22m dann doch die eine oder andere Nase im Schacht stehen und sogar ein 1m langes Wandstück ragte mehrere Zentimeter in den Schacht hinein.
Daniel nahm sich der Sache an. Mit einem Elektrohammer und spater mit Presslufthammer am Seil hängend die Wand an der Stelle mit dem härtesten Gestein zu bearbeiten, ist ungeheuer schwierig und anstrengend.

     Daniel mit Elektrohammer am Seil

Das erste 3m lange Wickelfalzrohr mit 1,1m Durchmesser stand nun am Grund des Schachtes auf dem neuen Betonboden und wurde mit der Verschalung zur HGH verschraubt. Damit es beim Betonieren nicht aufschwimmen kann, wurde es zusätzlich mit starken Winkeln im Boden verankert. Wie gestaltet man nun eine innere Verschalung in dem Rohr, damit es beim Betonieren nicht einfach zusammengedrückt wird? Das haben wir lange und ausführlich diskutiert. Auch nach Absprache mit dem Hersteller haben wir uns dann für ein Kreuz aus kräftigen Holzbalken entschieden, die jeden Meter mit Sprießen horizontal innerhalb des Rohres verspannt wurden.

Nach gewissen Anfangsschwierigkeiten bei der Zufahrt des Betonmischers zur Höhle konnte der Beton über einen langen Rohrleitungs-Weg in den Schacht gepumpt werden. Der Raum hinter dem Rohr füllte sich mit Beton.

Bevor alle aufatmen konnten, bog sich dann doch der untere Rohr-Abschluss nach innen und ein Teil des Betons floss in den Innenraum.
An weiter betonieren war nicht zu denken, zum Glück konnte der gesamte übrige Beton für die Stützmauer und Treppen verwendet werden.
Der Beton aus dem Innenraum wurde mit Eimern aus dem Schacht geholt und ebenfalls außen verwendet.
So ist das, wenn man Dinge wie Wickelfalzrohre nicht bestimmungsgemäß verwendet, auch der Hersteller kann einem da kaum weiterhelfen.
Um das Problem zu lösen wurde eine komplette, ein- und ausbaubare Innenschalung für das Rohr aus Segmenten erstellt.

     Einige der Schalungselemente

Sie fängt den Druck des Betons komplett ab, so dass ein 3m-Segment problemlos betoniert werden kann.
Um die Zufahrt des schweren Betonmischers auch bei feuchtem Wetter zu ermöglichen, mußte der Zufahrtsweg hergerichtet werden. Das hat dankenswerterweise der Bauhof der Stadt Blaubeuren schnell, effizient und unbürokratisch erledigt.
So liefen die nächsten Betonieraktionen in 3m-Schritten ohne größere Katastrophen ab.
Wieder so nebenbei musste im August 2016 das JuHöFola organisiert und durchgeführt werden, was einiges an Aufwand bedeutete.
Damit verschob sich die endgültige Fertigstellung des Schachtes mit allen Einbauten wie Leiter und Deckel ins Jahr 2017.

     Verlegen der Rasengittersteine auf dem Zufahrtsweg

Mit dem Beginn der Fledermaus-Schutzzeit wurden die Arbeiten eingestellt. Damit blieb etwas Zeit, sich um die Gestaltung der Zufahrt zu kümmern. Mit etwa 18 Tonnen Kalksplit wurde der Weg begradigt und Rasengittersteine verlegt. Außerdem wurden zwei Treppen und eine Stützmauer auf dem Grundstück erstellt.

Schacht III   2017:

Um den Schacht einfach begehbar zu machen, wurde im oberen Teil und auch nach dem Durchgang in der Herbert-Griesinger-Halle eine Leiter eingebaut.

Zum Abschluss wurde noch der schon vor einiger Zeit hergestellte Deckel montiert.

     Der neue Eingang der Vetterhöhle

Somit ist das Projekt „Schacht III“ weitgehend abgeschlossen, nun stand noch der Rückbau des Entdecker-Schachtes an.

Am 7. Juli 2018 wurde der Zugang im unteren Teil des Schachtes massiv und dauerhaft verschlossen. Daraufhin wurden sämtliche elektrische Einbauten und vor allem alle Leitern aus dem 38m tiefen Schacht entfernt. Übrigens sind die Alu-Leitern noch in einem einwandfreien Zustand und können bei einer nächsten Schachtgrabung bei einem anderen Projekt wieder eingesetzt werden.


Die Leitern und alle Installationen sind entfernt und liegen zum Transport bereit.


Der Entdeckerschacht ohne die Leitern.

Das alte Grabungsmaterial wurde mittels Bagger wieder in den Schacht gefüllt. Dazu erhielten wir Hilfe vom Bauhof der Stadt Blaubeuren, die dankenswerterweise einen Radlader und Bagger zur Verfügung stellten.


Ein ausführlicher Bericht über die gesamten Schacht III-Aktivitäten von Markus Boldt ist in den Heften 2013, 2014/2015 und 2016/2017 des Karstreports nachzulesen.
Link zur Seite mit den Publikationen des HvB

[Stand: April 2019]

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Allgemeines zur Wetterstation

Seit 12. März 2012 zeigt unsere Telemetrieanlage an der Vetterhöhle auch die Daten für Temperatur der Außenluft, den Luftdruck (absolut) und Regenereignisse in mm/h an. Wir haben lange daran "gebastelt", aber nun ist sie Wirklichkeit. Auch hier "hilft" uns das CaveLink, weil es die wesentlichen Funktionen, wie das Starten der Messungen und das Versehen mit einem Zeitstempel und die Übertragung per GSM in die Datenbank übernimmt. Als Messgeräte bzw. Sensoren für die Temperatur und den Luftdruck wurden dieselben verwendet, wie sie bereits in der Höhle einige Jahre problemlos und sehr zuverlässig ihren Dienst tun. Der Regenmesser wurde zugekauft, weil hier ein Selbstbau nicht sinnvoll erschien, da es auf dem Markt für professionelle Anwendung doch eine gewisse Auswahl gibt. Die Auswerteelektronik wurde allerdings wieder selbst gebaut.

Die Temperatur- und Drucksensoren bedürfen keiner besonderen Beschreibung.

Beim Regensensor ist das vielleicht anders. Hier wird mit einer Edelstahl-Doppelkippwaage mit Hilfe einer Lichtschranke eine Impulszählung gemacht.
Es besteht die Möglichkeit einer Nachkalibrierung im Wartungsturnus.
Die Kollektorauffangfläche beträgt entsprechend den Richtlinien des Deutschen Wetterdienstes 200 cm².
Über einen speziellen Justierkopf und einer Wasserwaage kann der Regenmesser in einem Schwenkbereich von ±5° bezüglich des Standfusses exakt horizontal ausgerichtet werden.

Zur Zeit überlegen wir, dem Regenmesser noch eine Heizung zu spendieren, um auch Schneefall mit seinem Wasservolumen erfassen zu können. Die so erhaltenen Werte haben zwar zeitlich keinen direkten Bezug zum Verhalten der Quellen, insbesondere dem Blautopf, im Einzugsgebiet, aber man könnte mit diesen Daten durchaus eine gewisse Rückrechnung, die mit Fehlern durch Verdunstung (Sublimation) behaftet ist, anstellen, um eingetragene Wasservolumina bei Schmelzereignissen näherungsweise zu quantifizieren.

Alle Werte werden in einer "Messbox" zusammengefasst und dem Cavelink zur Weiterleitung zur Verfügung gestellt.

Das Messintervall ist zur Zeit auf 15 Minuten eingestellt. Die Station befindet sich auf 547m üNN.

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    Waagerechtes Einstellen des Sammlers


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Das betriebsbereite Gerät. Unten im Edelstahlgehäuse
das CaveLink und darüber das GSM-Modul, oben am
Mast der Regenmesser mit Messbox (intern) und
abgeschirmtem Temperatursensor
 
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    CaveLink (unten) und darüber das GSM-Modul.
    Die "Verdrahtung" erfolgt mit Industriesteckverbindungen (M12)

 

Regenmesser:
Auflösung: 0,2mm
Messbereich: 0 - 9999mm (Max. 0-1999,9mm/Std.)
Genauigkeit: 4%


Luftdrucksensor:
Druckbereich 1,5bar (Messbereich)
Auflösung: 0,1mBar
Genauigkeit 1mBar

Temperatursensor: 
Auflösung 0,001°C
Genauigkeit: 0,01°C

Es gilt der Spruch eines Experten: "So genau wie wir messen, regnet es gar nicht".